Endlich ist er da – der heiß ersehnte Sommer mit langen Tagen und warmen Temperaturen. Doch spätestens in den eigenen vier Wänden oder bei der Arbeit ist Hitze ein oftmals ungebetener Gast. 2023 gab es mit 40 Hitzetagen vier Mal so viele Tage in Tirol mit Temperaturen von mindestens 30 Grad wie im langfristigen Mittel zwischen 1961-1990 laut Zahlen des Klima- und Energiefonds. Und trotz eines gefühlt mauen Frühlings wurde heuer laut ZAMG mit 30,7 Grad die höchste Apriltemperatur der seit 1877 bestehenden Messreihe an der Universität Innsbruck gemessen. Fakt ist – Hitzetage und auch Tropennächte sind in Tirol längst Realität. Und auch wenn prozentual gesehen nur ein kleiner Teil der Landesfläche Tirols versiegelt ist, nehmen sogenannte Hitzeinseln zu und werden vor allem in Ballungsräumen und Dorfkernen zunehmend zur Herausforderung. Denn Flächen mit einem großen Anteil von Beton, Glas und Asphalt und meist nur kleinen Grün- und Wasserflächen führen zu einer stärkeren Erwärmung und damit zu höheren Umgebungstemperaturen. Dabei gibt es einfache Maßnahmen, wie wir uns, unsere Gebäude und Quartiere vor Hitze schützen und heißen Temperaturen die kalte Schulter zeigen können.
Um Gebäude effektiv vor Hitze zu schützen, ist es wichtig, die Hitze gar nicht erst ins Gebäude zu lassen. Denn alles, was an Wärme nicht hineinkommt, muss nicht wieder hinausbefördert werden. Eine innen liegende Beschattung hingegen ist nicht ausreichend, da die Wärme dann bereits im Gebäude ist. Um ihre volle Wirkung entfalten zu können, muss die Verschattung außen an der Gebäudehülle angebracht werden. Wahre Wunder wirken hier Jalousien, Fensterläden und Rollos. Zusätzlich sollten die Nächte oder die frühen Morgenstunden genutzt werden, um zu lüften. Denn um Räume und Gebäude effektiv zu kühlen, muss die Außenluft kälter sein, als die Raumluft. So kann das Mauerwerk abkühlen und dann, tagsüber als Speicher fungieren und kontinuierlich Kälte abgeben. Dies sorgt für eine zusätzliche Kühlung. Tagsüber sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben, damit keine Wärme ins Gebäude kommt. Außerdem sollten technische Geräte, die nicht in Gebrauch sind, ausgeschaltet werden, denn Computer, Fernseher und Co. heizen ebenfalls ein und sind zusätzliche Wärmequellen. Auch bauliche Maßnahmen wie eine effektive Dämmung helfen und bieten einen wirkungsvollen Schutz gegen die sommerliche Überwärmung von Gebäuden. Mittlerweile können moderne Wärmepumpen auch aktiv kühlen. Dazu müssen diese in der Nacht auf den Kühlmodus umgestellt werden. Auch Ventilatoren und Kühlgeräte schaffen Abhilfe. Diese sollten aufgrund der Energieeffizienz allerdings nur genutzt werden, wenn alle anderen Maßnahmen wirkungslos sind.
Die Anpassung an den Klimawandel ist auch in Bergregionen wie Tirol unerlässlich, da der Temperaturanstieg hier im Vergleich zum Flachland höher ausfällt und diese dadurch stärker betroffen sind. Deshalb wird bereits an Maßnahmen zur Entwicklung widerstandsfähiger Gemeinden in europäischen Bergregionen gearbeitet. Im Rahmen des mit 16 Mio. Euro Gesamtbudget dotierten EU-Projekts „Mount Resilience“, welches von der Energieagentur Tirol zusammen mit weiteren Partner*innen betreut wird, werden Klimawandelanpassungsmaßnahmen für Gemeinden und Regionen in europäischen Gebirgsräumen entwickelt und Schritt für Schritt umgesetzt. Darüber hinaus hat das Land Tirol einen dezidierten Hitzeschutzplan, um für künftige Hitzeperioden vorbereitet zu sein. Und auch unsere Städte, Gebäude und letztendlich wir selbst werden uns langfristig gegen Hitze schützen müssen. Dabei spielen vorausschauende Stadtplanung, bauliche Maßnahmen und auch die Kommunen selbst eine wichtige Rolle. Letztendlich sind alle gefragt, um Hitzeinseln in Tirol zu reduzieren und für die Zukunft gewappnet zu sein. Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir klimafitte Quartiere, Siedlungen und Städte entwickeln, die Energieeffizienz im Sinne von TIROL 2050 steigern und damit die Bevölkerung vor den Auswirkungen von Hitze schützen und die Lebensqualität langfristig sichern.
Um der Bodenversiegelung und dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken, werden Siedlungsräume oft nachverdichtet beziehungsweise grundsätzlich dichter bebaut. Wird bei der Errichtung energieeffizienter und nachhaltiger Siedlungen, aber auch einzelner Gebäude, ein starkes Augenmerk auf die Freiraum- und Landschaftsplanung gelegt, können Hitzeorte frühzeitig ausgemacht und somit vermieden werden. Mit den entsprechenden Planungsinstrumenten, wie Raumordnungskonzepten, Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen lassen sich wichtige Maßnahmen treffen, um sogenannte Hotspots frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Ohne ganzheitliches Konzept geht die Nachverdichtung sonst oft zu Lasten von Frei- und Grünflächen, die in dicht bebautem Gebiet wie eine natürliche Klimaanlage fungieren und zentral für die Kühlung von Gebäuden und Quartieren sind. Als natürliche Schattenspender spielen auch Bäume eine entscheidende Rolle, denn gewisse Arten verdunsten über die Blätter bis zu 1000 Liter Wasser am Tag und sorgen so zusätzlich für Abkühlung. Dies macht sich auch in der Umgebungstemperatur bemerkbar – in Bereichen mit Bäumen ist diese deutlich kühler als bei komplett versiegelten Flächen und sollte in der Gestaltung von Straßen, öffentlichen Plätzen und Quartieren frühzeitig mitbedacht werden. In Innsbruck wurden mit den Projekten „Cool-INN“ beim Messepark und dem „COOLYMP“ im O-Dorf bereits erste Maßnahmen gegen Hitzeinseln in der Stadt angestoßen. Denn die Auswirkungen von vorgesehenen Bebauungen, Grünflächen, Wasserflächen oder möglichen Durchlüftungsachsen können analysiert und gezielt gesteuert werden, um einer Überwärmung von Gebieten vorzubeugen. Denn je niedriger die Umgebungstemperatur, desto einfacher ist es, auch die eigenen vier Wände vor Hitze zu schützen.