40 Prozent der Tiroler Landesfläche sind Wald. Damit ist der Wald auch ein wesentlicher Faktor, wenn es um Biodiversität geht. Zwar hat Tirol gemeinsam mit Vorarlberg den österreichweit höchsten Anteil an naturnahen und natürlichen Wäldern und schneidet auch beim Biodiversitätsindex gut ab.
„Der Klimawandel und das Artensterben erfordern aber auch im Tiroler Wald Maßnahmen. Das Land Tirol unterstützt deshalb die klimafitte Waldbewirtschaftung und stärkt damit die Artenvielfalt im Wald. Wer Ja zu Biodiversität sagt, sagt auch Ja zu einer aktiven Waldbewirtschaftung“, betont LHStv Josef Geisler anlässlich des Tages der biologischen Vielfalt am 22. Mai bei einem Lokalaugenschein in Kematen (Bezirk Innsbruck Land).
Dort zeigt Waldbesitzer Matthias Mayr, wie durch die Pflanzung von klimafitten und standortgerechten Baumarten wie Eiche, Linde, Ahorn oder Vogelkirsche und einem entsprechenden Anteil an Totholz der Wald bunter, artenreicher und damit auch widerstandsfähiger wird. Auf einer Waldfläche von rund 7.000 m2 in unmittelbarer Dorfnähe hat Matthias Mayr eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stärkung der biologischen Vielfalt durchgeführt.
„Ich bin vor zehn Jahren in die Landwirtschaft eingestiegen und habe wahrgenommen, wie in dieser kurzen Zeit die Wetterextreme zugenommen haben und sich das Klima verändert. Daraus entstand das Anliegen, etwas zu tun. In Zusammenarbeit mit der Landesforstdirektion ist dann dieses Projekt entstanden“, schildert Mayr seine Motivation, auf Biodiversität im Wald zu setzen.
Im Rahmen des Programms „Klimafitter Bergwald“ wurden knapp 250 Stück Mischbaumarten auf der Fläche gepflanzt. Forstschutztechnisch unbedenkliches Totholz, also abgestorbene oder gefällte Bäume, verbleibt im Wald und bietet einer Vielzahl von Lebewesen neuen Lebensraum. Entlang des Spazierwegs gibt es nunmehr eine sogenannte Ökosäule als stehendes Totholz. Durch das Entfernen der Baumkrone besteht keine Gefahr durch herunterfallende Äste.
Mit acht Millionen Euro wurde der Umbau unserer Wälder hin zu einem artenreichen und klimafitten Bergwald in den vergangenen fünf Jahren in Tirol gefördert. Über vier Millionen standortgerechte Bäume wurden bereits gepflanzt.
„Wir setzten in Tirol auf Anreize, Beratung und Service, nicht auf Zwang und nehmen die Waldbesitzerinnen und -besitzer mit. Wir brauchen eine aktive Waldbewirtschaftung, damit unsere Wälder nicht nur artenreich sind, sondern auch in Zukunft ihre Schutzfunktion erfüllen können“, erklärt LHStv Geisler.
Denn eine generelle Außer-Nutzung-Stellung der Wälder hätte jedenfalls negative Folgen – auch für die Artenvielfalt.
Tirol forciert deshalb ein Modell, das die Nutzung der Wälder und die Stärkung des Artenreichtums unter einen Hut bringt.
„Wir haben neun praxisnahe Maßnahmenvorschläge erarbeitet und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Umweltabteilung, dem Waldverband sowie weiteren Stakeholdern eine Biodiversitätsleitlinie erstellt“, führt Kurt Ziegner, Vorstand der Abteilung Forstplanung aus.
Eine Maßnahme zur Stärkung der Vielfalt im Wald ist etwa das Belassen von Alt- und Totholz verschiedener Baumarten. Mindestens 13 Prozent des Gesamtvorrats im bewirtschafteten Wald sollte der Totholzanteil betragen. Davon ausgenommen ist etwa Holz, das als Brutstätte für den Borkenkäfer dient.
„Der Aufwand für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und auch der Flächenbedarf halten sich in Grenzen. Oft haben bereits kleinere Maßnahmen eine große Wirkung“, sieht Ziegner eine gut umsetzbare Möglichkeit zur Stärkung der Biodiversität.
Aber auch Naturwaldzellen, also naturbelassene Flächen innerhalb eines bewirtschafteten Waldes, sowie der Ausbau des freiwilligen Vertragsnaturschutzes im Wald gehören zum Maßnahmenpaket. Das Land Tirol unterstützt die Maßnahmen durch Förderungen aus verschiedenen Töpfen.