Tirol soll zur Modellregion für nachhaltige Tourismusentwicklung werden – dieses Ziel wird mit dem Tourismusstrategiepapier „Tiroler Weg – Perspektiven für eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung“ verfolgt. Um das Thema Nachhaltigkeit verstärkt im Tiroler Tourismus zu verankern und Know-how zu bündeln, wurde heuer das „Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit“ als Koordinations- und Kooperationsstelle bei der Tirol Werbung etabliert. Zudem will man wesentlichen Herausforderungen als auch neuen Trends bereits frühzeitig begegnen, weshalb Anfang des Jahres 2023 auch ein „Future Lab“ initiiert wurde. Dabei geht es darum, Innovationen und Entwicklungen samt ihrem touristischen Potenzial frühestmöglich zu erkennen und für Tirols Tourismusstandort positiv einzubringen. Im Fokus stehen dabei unter anderem der Klimawandel sowie mögliche Anpassungsstrategien.
„Nachhaltigkeit im Tourismus wird in Tirol nicht nur gedacht, sondern auch gelebt. Um den heimischen Tourismus sowie dessen Widerstandsfähigkeit weiter zu stärken, ist es mir ein besonderes Anliegen, Nachhaltigkeit ganzheitlich – also ökonomisch, ökologisch und sozial – zu denken. In diesem Jahr konnten wir bereits einige Maßnahmen umsetzen. Außerdem wurde heuer auch erstmals ein landesweiter Tourismus-Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht“, betont Tourismuslandesrat Mario Gerber.
Der Status quo in Sachen Nachhaltigkeit bei den Tiroler Tourismusverbänden wurde heuer erstmals durch den Nachhaltigkeitscheck der Tirol Werbung erhoben und in einem landesweiten Tourismus-Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass die Förderung des öffentlichen Verkehrs und regionaler Wirtschaftskreisläufe zu den Stärkefeldern der Regionen zählen. Abgeleitet von den Ergebnissen dieser Erhebung startet im kommenden Jahr eine neue Weiterbildungsmöglichkeit für die Nachhaltigkeitskoordinator*innen. Diese wurden in den Tourismusverbänden heuer erstmals eingesetzt. Das erste Schulungsmodul startet bereits im Jänner. Im April 2024 werden dann die ersten Nachhaltigkeitsexpert*innen das Programm abschließen.
„Wenn wir an die Zukunft des Tiroler Tourismus denken, dann spielt natürlich nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch der Fachkräftemangel eine große Rolle. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wollen wir Arbeitssuchende und Unternehmen mittels App zusammenführen“, verweist LR Gerber auf ein Projekt der Tirol Werbung, das 2023 ausgearbeitet wurde und 2024 in die Umsetzung gelangen wird.
Die App, in der nach „Tinder-Logik“ ein unkompliziertes Matching zwischen Betrieben und Arbeitskräften möglich sein soll, dient vor allem dazu, potenzielle Arbeitskräfte auch außerhalb von Tirol für den Tourismus zu gewinnen und direkt mit konkreten Jobangeboten zu verlinken. Die Tirol Werbung wird die Bewerbung mittels einer eigenen Kampagne unterstützen.
„Bisher war es die vorrangige Aufgabe der Tirol Werbung, Gäste für einen Urlaub zu gewinnen“, erläutert Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler. Mittlerweile habe sich der Fokus geweitet. „Wir wollen die Menschen nicht nur fürs Urlauben in unserem Land, sondern auch das Arbeiten im Tiroler Tourismus begeistern.“
Ziel des Future Labs, das seit Anfang 2023 in der Tirol Werbung verortet ist, ist es, Trends zu erkennen und darauf aufbauend Ideen zu entwickeln. Das Future Lab beschäftigt sich beispielsweise mit den Herausforderungen und auch Chancen des klimabedingten Schneemangels für den Tiroler Tourismus, der Sicherung des regionalen gastronomischen Angebots in den Tälern oder damit, wie der Ganzjahrestourismus in Tirol aussehen kann. Am Ganzjahrestourismus-Konzept arbeitet derzeit auch ein Projektteam mit Vertreter*innen verschiedenster Bereiche wie Tourismus, Landwirtschaft, Land Tirol oder Wirtschaftskammer Tirol. Darüber hinaus wird auch die Meinung der Gäste dazu berücksichtigt.
„Für uns ist wesentlich, dass wir nicht nur die eigene Sichtweise einbringen, sondern viele unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen, auch kritische. Daher binden wir unter anderem auch Wissenschaft und Interessenvertretungen in die Projektgruppen unseres Future Lab ein“, verdeutlicht Seiler.
„Ergänzend organisieren wir Dialogformate wie das Ökosystem Tourismus, zu dem wir die verschiedenen Anspruchsgruppen einladen“, so Seiler. „Aktuell geht es dabei um die Tourismusakzeptanz im Land.“
Denn Tourismus könne nur florieren, wenn Branche und Bevölkerung Hand in Hand gehen.