American Football Zentrum

Alles Warmduscher*innen

Das im September 2020 fertiggestellte Football-Trainingszentrum am Innsbrucker Tivoli Areal ist in vielerlei Hinsicht ein durchdachtes Gesamtkonzept. Bei dem eine Tätigkeit, die so sehr zum Sport gehört, wie die Bewegung selbst, eine besondere Herausforderung darstellt. Nämlich das Duschen.

Erschienen: November 2022 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Energieeffizienz

Das im September 2020 fertiggestellte Football-Trainingszentrum am Innsbrucker Tivoli Areal ist in vielerlei Hinsicht ein durchdachtes Gesamtkonzept. Nicht nur muss es angemessenen Raum für den Football-Nachwuchs bieten – das international erfolgreiche Team Swarco Raiders trainiert auch hier. Entsprechend sind die Anforderungen an die Vielseitigkeit des Gebäudes hoch. Unter anderem gibt es vier Kabinen, um Mehrfachbelegung zu ermöglichen. Es gibt eine ebenerdig und barrierefrei zugängliche Tribüne für 700 Personen, um auch Regionalliga-Spiele auszutragen. Und es gibt diverse weitere, nützliche Räumlichkeiten wie Medienräume, Taktikräume oder eigene Trainertribünen.

Aber das soll in dieser Geschichte nicht unser Thema sein. Uns geht es nämlich um eine Tätigkeit, die so sehr zum Sport gehört, wie die Bewegung selbst. Nämlich das Duschen.

Das klingt erstmal eigenartig. Bei genauerer Betrachtung stellt es die Planung für eine Sportstätte dieser Art vor eine Herausforderung und rückt so unvermeidlich ins Rampenlicht des Energiekonzeptes. Wie soll das funktionieren? 50+ Personen müssen nach jedem Training oder Spiel gleichzeitig duschen. Und das Warmwasser soll ohne fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas geheizt werden? 4 Millionen Liter Warmwasser pro Jahr, nur durch Solarthermie, Photovoltaik und Wärmepumpe? 

Das Football-Trainingszentrum, welches von der Innsbrucker Immobiliengesellschaft mit Mitteln von Stadt, Land und Bund erbaut wurde, ist der Beweis für die Machbarkeit. Dass es möglich ist, konnte man im Vorhinein berechnen. Dass es in der Praxis funktioniert, weiß man nun nach einem Jahr Vollbetrieb und einem Energiemonitoring, welches mit Unterstützung von Energie Tirol umgesetzt wurde und begleitet wird.

Dabei setzen die Betreiber auf einen Warmwasserspeicher, der bis zu 10.000 Liter Warmwasser (bis zu 70°) ständig bereithält. Und aus einem intelligenten Zusammenspiel aus Solarthermie, welche vorrangig den Speicher speist, einer Photovoltaikanlage und einer Luft/Wasser-Wärmepumpenanlage, welche für die Restenergieabdeckung sorgt.

Dadurch ist die Anlage zu 100 Prozent frei von fossilen Brennstoffen. Und spart rund 15.000 m3 Erdgas bzw. 15.000 Liter Heizöl jährlich ein.

Das klingt nach viel. Und das ist es auch. In der Anlage finden bei regulärem Trainingsbetrieb (zu Spitzenzeiten im August, 7 Tage pro Woche Volllast) jährlich 100.000 Duschvorgänge statt. Das entspricht einer jährlichen Wassermenge von rund 80 Einfamilien-Haushalten, die im Stadion mit einer 60 Prozent Eigenenergieaufbringung und 40 Prozent Restenergieabdeckung (100 Prozent IKB) nahezu C02 neutral erwärmt wird.

 „Viele Gemeinden kommen auf uns zu und fragen nach einem Energiekonzept für ihre eigene Sportanlage. Wie funktioniert das? Warum habt ihr das so gemacht? Und und und.“

Diese Zahlen stimmen auch den verantwortlichen Bauleiter Martin Grießenböck glücklich.

Auch der Projektleiter Michael Außerhofer vom Betreiber Olympiaworld Innsbruck sieht diese Anlage als Vorzeigeprojekt.

„Ich bin mir sicher, dass ein derartiges Energiekonzept für, von der öffentlichen Hand finanzierte, Projekte Standard werden wird.“

Weitergedacht

Ein kleines Detail, das uns die beiden am Rande des Spielfeldes und unseres Gespräches gezeigt haben: Der Kunstrasen wurde nicht mit dem üblichen Kunststoff-Granulat bestreut, sondern mit einem vollständig kompostierbaren Kork-Kokos-Gemisch. Also auch da wurde weitergedacht.

Du willst keine Geschichte mehr verpassen?

Dann melde dich hier zu unserem Newsletter an.