Erschienen: 2018, aktualisiert 2020 / Lesedauer: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Umweltwärme
„Wir haben diesen riesigen See, den wir alle lieben, aber kein einziges öffentliches Hallenschwimmbad. Als Tourismusregion mit einer Gästeschicht für die Themen wie Natur, Gesundheit und Wellness immer wichtiger werden, wollten wir einen Ort schaffen, der all das vereint. Für unsere Gemeindebürger*innen und speziell die 500 Kinder die am Achensee leben, wollten wir ein Freizeitzentrum zur Verfügung stellen das bei Schlecht-Wetter einen Rückzugsort bildet oder Schulschwimmen ermöglicht. Zudem war das Tourismusbüro Achensee auf der Suche nach einer zentral gelegenen Büroräumlichkeit und so fiel schlussendlich der Entschluss das neue Freizeitzentrum zu bauen“, so der Bürgermeister der Gemeinde Eben am Achensee Josef Hausberger über die vielseitigen Gründe zum Bau des Atoll Achensee.
Als es dann an die Umsetzung ging war schnell klar, innovatives Denken ist angebracht und das in allen Bereichen des Neubaus. „Dass wir mit Öl und Gas nicht mehr zeitgemäß wären, war allen bewusst“, so Hausberger. Der ganz in der Nähe gelegene Trinkwasserbrunnen kam also mehr als gelegen. „Wir haben den Brunnen schon damals als er gebaut wurde, großzügig dimensioniert, um auf eventuelle Nutzungsänderungen eingehen zu können. Das hat sich jetzt ausgezahlt.“ So war der Grundstein für den Einbau von vier Wärmepumpen à 250 kW gelegt. Diese Wunderwerke liefern nun die nötige Energie zum Heizen, Kühlen und Lüften. „Im Winter können wir zudem die Abwärme des Kunsteislaufplatzes zu Heizzwecken nutzen.“
Dass wir mit Öl und Gas nicht mehr zeitgemäß wären, war allen bewusst.
Josef Hausberger
Komplett auf ein Back-Up zur Wärmepumpe zu verzichten, kam nicht bei allen am Bau beteiligten sofort gut an. „Da musste ich mich dann einfach durchsetzen. Ich bat meine Kolleg*innen, genauso wie ich es tat, auf die Planer*innen zu vertrauen. Die werden schon wissen was sie tun“, schmunzelt der gelernte Ingenieur und Umwelttechniker rückblickend und zählt darauf, dass die vielen Simulationen am Ende recht behalten: „Nun hoffe ich auf eine erfolgreiche Feuertaufe im Winter.“
Aber nicht nur energietechnisch zeigt sich das Atoll Achensee von einer zukunftstauglichen Seite. Auch bei der Gestaltung des Innen- und Außenbereichs hat man auf natürliche, umweltfreundliche Materialien geachtet. Die zahlreichen Grünflächen wurden in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Landesumweltanwaltschaft so bepflanzt, dass sie mehrjährig blühen und nicht jedes Jahr neu gestaltet werden müssen. Beim Beleuchtungskonzept wurden die Kriterien der Initiative „Helle Not“ beachtet, um die Lichtverschmutzung zu minimieren. Die vielen Glasflächen wurden mit einem erstklassigen Vogelschutz versehen.
Auch bei der Einrichtung wurde auf natürliche Materialien gesetzt.
„Die Dekoration ist unter anderem aus Treibholz aus dem See, Filz, Schafwolle und weiteren Tiroler Rohstoffen.“
„Zudem haben wir den alten Benedikt vor der Verschrottung gerettet und aus dem in die Jahre gekommenen Schiff ein Spielparadies für Kinder gemacht“, freut sich Hausberger über die Weiternutzung. Vor dem Atoll Achensee befinden sich vier E-Ladestationen, 120 Radabstellplätze und eine eigens errichtete Bushaltestelle. „Wir wollen in jedem Fall, dass unsere Gäste umweltfreundlich anreisen können.“
Ob im Atoll Achensee auch alles nach Plan läuft wird von zwei erfahrenen Energietechnikern kontrolliert. „In der Anfangszeit liefen sie den ganzen Tag durch die Bude und schauten, dass alles funktioniert wie es soll und die vorgegebenen Werte eingehalten werden. Nun, wo sich alles eingependelt hat, können sie wirklich alles vom Pult aus kontrollieren“, so Hausberger. Zudem soll eine ausführliche Energiebuchhaltung gemacht werden.
Für ihre Bemühungen wurden die Bauleute mit einer Bundesförderung belohnt, die nur aufgrund der Einhaltung wichtiger energietechnischer Kennwerte abgeholt werden konnte. An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass durch die Kooperation mehrerer Gemeinden etwas Wertvolles für die gesamte Region entstehen kann. Das Atoll Achensee wurde gemeinsam von der Tourismusregion Achensee und den vier Gemeinden Achenkirch, Eben, Steinberg und Wiesing finanziert.