Erschienen: 2016 / LESEDAUER: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über Gebäude
Über die Jahre hat die Hütte Wind und Wetter stand gehalten und unzähligen Wanderern Unterkunft geboten. Doch 2012 sollte es anders kommen – eine Lawine beschädigte die Hütte stark und die Betreiber standen vor einigen schwierigen Fragen und Entscheidungen. Am Ende nahmen sie das Unglück als Anlass die Hütte von Grund auf zu sanieren und zu erweitern. Dabei sollten ökologische und baubiologische Grundsätze die Hauptrolle spielen.
Um die Hütte nach dem Bau auch ökologisch wertvoll betreiben zu können, wurde zudem ein ausgeklügeltes Energiekonzept ausgearbeitet
„Hier auf der Clarahütte wollten wir zukünftig auf Dieselgeneratoren und Gasgeräte verzichten und auf CO2-neutralen Strom aus Wasserkraft setzen.“
Macht ja auch Sinn, wenn die nahe gelegene Isel ausreichend Wasser zur Stromerzeugung bietet. „So haben wir auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Nicht nur fielen die Kosten für den Kauf fossiler Brennstoffe für Generatoren weg, sondern auch die Schwierigkeiten diese per Hubschrauber zur Hütte zu bekommen“, so Hüttenwart van den Berg.
Kurzerhand wurde der Innsbrucker Architekt D.I. Klaus Mathoy ins Boot geholt. Bald schon stand der Plan für die neue alte Clarahütte. Küche und Stube sollten erweitert werden und über einen Zubau Platz für neue Zweibettzimmer, Personalzimmer und zeitgemäße Sanitäranlagen geschaffen werden.
„Um sich zukünftig vor Lawinenabgängen besser schützen zu können, wurde der Zubau hinter der Hütte in den Hang eingegraben, sodass die Lawine darüber hinweggehen kann“.
Aber Moment mal – ein Wasserkraftwerk im Nationalpark Hohe Tauern? Geht das? Van den Berg klärt uns auf: „Natürlich greift die Clarahütte nicht auf ein konventionelles Kraftwerk mit Wasser in Rohren und Turbinen zurück. Das wäre auch gar nicht erlaubt.“ Als älteste Hütte Osttirols, setzt die Clarahütte auf Tradition und so entstand die Idee eines klassischen Holzwasserrades, wie es für Mühlräder an der Isel Standard ist. „Dadurch war es genehmigungsfähig, auch weil das Wasser in einem offenen Kanal, einem sogenannten Waal zum Holz-Rad geführt wird“, so der Betreiber weiter.
Mit einem Durchmesser von 4,1 m, zwei Metern Breite und einem Wasserzulauf von 400 Litern in der Sekunde, kann das Rad eine Leistung von 12 KW aufbringen. Zudem bezieht die Hütte Strom aus einer PV-Anlage am Dach.
So weit so gut. Die Pläne standen, ein klares Ziel war vor Augen. Der Bau selbst gestaltete sich aber aufwendiger als gedacht. Die Hütte hatte keine Zufahrt und so musste sämtliches Material mit Hubschraubern oder zu Fuß zur Baustelle transportiert werden.
Aufgrund der geografischen Begebenheiten und fehlenden Infrastruktur wurde die Baustoffwahl zur Herausforderung, die über Erfolg oder Scheitern entscheiden könnte. Deshalb entschloss man sich auf teils vor Ort vorgefundenes Material zurückzugreifen und so viel wie möglich von Hand zu machen. „Die in der Erde liegenden Fundamente und statisch wichtigen Mauern wurden mit Schalsteinen und Beton aus Iselschotter von Hand betoniert. Das hat viele Flüge eingespart. Alle nichttragenden Wände und alle Böden wurden aus Holz hergestellt, im sichtbaren Bereich vorwiegend aus heimischem Zirbenholz“, erklärt Mathoy stolz.
So viel Ideenreichtum beim Bau auch eingesetzt wurde, bei der Dämmung setzte man wieder auf Tradition. „Ursprünglich wurde die Clarahütte nämlich als Schafalm verwendet und so gab es bei der Wahl der Dämmmaterialien nur eine Möglichkeit: Schafwolle aus der Region“, schmunzelt van den Berg. Das im Passivhausstandard gedämmte und begrünte Dach rundet das ökologische Baukonzept ab.