Erschienen: Mai 2016 / LESEDAUER: 6 Minuten / Erfahre hier mehr über Gebäude
Ein Haus aus den 50ern, gedämmt in den 80ern und saniert 2014 bietet heute ein Zuhause für drei Generationen. Das bestehende Haus Steinlechner wurde 1952 von den Großeltern der Bauherrin errichtet und in den 1980er Jahren von den Eltern nach den damaligen wärmetechnischen Anforderungen saniert. Nach einigen Jahren im Ausland, kehrte Elisabeth mit ihrem Partner in die Heimat, nach Landeck, zurück und wollte das (Groß-)Elternhaus grundsanieren.
Architektonisch war das Gebäude wenig ansprechend, die Bauweise funktional. Schnell war klar, die Sanierung soll auch eine Umstrukturierung werden. Trotzdem, sollten Teile des Altbaus erhalten bleiben. Vor allem die von den Großeltern in ca. 3 Jahren Handarbeit geschaffenen Natursteinmauern, stellten ein besonderes Element des Altbestands dar. Entsprechend war es auch der Wunsch der Bauleute, diese in ihrem ursprünglichen Zustand zu erhalten.
Elisabeths Mutter sollte auch während der Umbauarbeiten weiterhin im Gebäude wohnen bleiben. Somit war ein gut geplantes Baumanagement, mit einer kurzen Umbauzeit für die Außenarbeiten ein wichtiges Kriterium, das bei der konkreten Planung des Gebäudes zu berücksichtigen war. Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen entstand die Idee, das bestehende Dach abzutragen und zu einem Vollgeschoss in Massivbauweise zu erweitern.
Elisabeth und ihr Mann sind seit Jahren in der Energiewirtschaft tätig und beraten Unternehmen speziell in der Anwendung erneuerbarer Energien. Es überrascht also nicht, dass die Sanierung das Wohnhaus so energieeffizient wie möglich machen sollte. Dazu wurden alle Zubauten in Holzbauweise ausgeführt.
Auch der Innenbereich der neu errichteten Wohnung zeichnet sich durch die Verwendung natürlicher Materialien aus. Der Wohn-, Koch- und Essbereich wurde als zentrales Element bewusst großzügig gestaltet und bietet der jungen Familie einen idealen Raum für das tägliche Zusammenleben. Eine besondere Atmosphäre geht dabei von der von einem Vorarlberger Künstler gestalteten Stampflehmwand sowie einem mit einer Oberfläche aus Kaseinspachtelung versehenen Holzofen aus.
Die hinterlüftete Fassade ist mit einer Verkleidung aus Vorarlberger Weißtanne versehen und wird in den kommenden Jahren sukzessive vergrauen und sich damit in den Hintergrund und die bestehenden Natursteinmauern integrieren. Generell wurden überwiegend Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen eingesetzt. Die Dämmung erfolgte vorrangig mit Hanf und Schafwolle.
Das Holz für den Holzbau stammt aus der Region. Im Innenraum wurden naturbelassene Holzböden verlegt und die Wände mit Lehmputz versehen. Um den hohen Energiestandard zu erreichen, wurden die Gebäudehülle durchgehend gedämmt und alle Fenster als hochwertige dreifach verglaste Holzfenster ausgeführt. Weitere wichtige Bestandteile für das energietechnische Konzept waren der Einbau einer Komfortlüftung, die aktive Nutzung der Sonnenenergie und die Beheizung mit Biomasse.
Ein Sanierungsprojekt braucht präzise Harmonie und Geduld bei Planung und Umsetzung. Bauherren und Architekt des prämierten Sanierungsprojektes im Trilog.
Bauleute (sitzend): Elisabeth Steinlechner und Jürgen Neubarth
Architekt/Planer: Arch. Harald Kröpfl, Landeck
Wie habt Ihr Euch, die Bauleute und der Architekt, gefunden?
Elisabeth Steinlechner/Jörg Neubarth: Wir kannten Projekte und den Stil unseres Architekten Harald Kröpfl und waren uns sicher, dass alle Beteiligten den gleichen Geschmack haben. Das hat sich dann auch bestätigt.
Wie verlief der Planungsprozess?
Kröpfl: Wir hatten das Glück, dass wir bei diesem Projekt sehr viel Gleichgesinntheit und Verständnis für einander hatten. Darum haben wir uns wahrscheinlich auch sehr rasch auf den ersten Entwurf einigen können. Auch dass Elisabeth und Jürgen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und Ökologie legten, war ganz in meinem Sinne. Denn Nachhaltigkeit fängt im ganz Großen an, wie in diesem Fall bei der Nachverdichtung am Elternhaus.
Wie hat sich Eure Entscheidung der konsequenten ökologischen Umsetzung auf die Baukosten ausgewirkt?
S + N: Für uns stand von Anfang an fest, dass wir eine möglichst ökologische Lösung haben wollen. Und kostenmäßig fiel das nur gering ins Gewicht. Aus der Angebotsphase hat sich gezeigt, dass die Mehrkosten für ökologische Maßnahmen etwa fünf Prozent betrugen.
Kröpfl: Für mich war es spannend und herausfordernd, wie konsequent die beiden das Thema Ökologie umgesetzt haben. Bauherren haben oft den Wunsch, ihr Haus ökologisch zu bauen oder sanieren. Aufgrund vermeintlich zu hoher Kosten wird das aber meistens wieder fallen gelassen.
Was waren Eure Beweggründe für die Komfortlüftung?
S + N: Sie steigert die Raumluftqualität und damit das Wohlgefühl. Zudem vermeidet die Komfortlüftung in heißen Perioden bei richtiger Planung Überhitzungen. Das war jetzt bei der Hitzeperiode im Sommer eine echte Wohltat.
Kröpfl: Zuerst war ich nicht ganz unkritisch der Komfortlüftung gegenüber eingestellt. Ich hab mich gefragt: „Was bringt das?“ Jetzt bin ich aber vor allem vom Komfortaspekt überzeugt und nehme das Thema für künftige Projekte mit.
Gab es bei Euch eine Detailplanung?
Kröpfl: Ja, das ist unerlässlich. Oftmals werden gute Ansätze ohne Konsequenz umgesetzt, was sich dann auch im Ergebnis wiederspiegelt. Detaillösungen müssen einfach gewusst und gesehen werden.
Bezüglich Energiekonzept, wie seid Ihr da vorgegangen?
S + N: Wir hatten keine exakte Vorgabe was die Kategorie des Heizwärmebedarfs betraf, wir haben auch nicht auf ein Passivhaus bestanden. Harald hatte aus vorhergehenden Projekten Erfahrungen mit hochwertigen Gebäudekomponenten, sprich Wandaufbau, Dachaufbau, Dämmstärken etc. – die haben wir übernommen. Und wir wollten eine Komfortlüftung und eine größtmögliche Nutzung der Sonnenenergie.
Kröpfl: Wichtiger ist aus meiner Sicht immer die gesamtheitliche Betrachtung, nicht nur ein bestimmter Rechenwert, wie der Heizwärmebedarf.