Erschienen: Januar 2024 / LESEDAUER: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über KONSUM
Hat unsere Gesellschaft ein Müllproblem? Zumindest erweckt es den Anschein, wenn besonders nach den Weihnachtsfeiertagen überfüllte Müllcontainer an den Straßen stehen, die darauf warten, abgeholt zu werden. Und dabei haben wir in Tirol ein sehr gut funktionierendes und engmaschiges Abfallentsorgungssystem.
Wir haben die Innsbrucker Kommunal Betriebe (IKB) begleitet und die Frage gestellt: Wie können wir als Gesellschaft zu einer ressourcenschonenden Müllverarbeitung beitragen? Dabei konnten wir auch herausfinden was mit dem Abfall geschieht, nachdem er in der Tonne gelandet ist.
Eines vorweg: Die wohl simpelste Lösung, weniger Abfall zu produzieren, ist die Abfallvermeidung. Denn wo kein Müll entsteht, muss auch keiner entsorgt werden. So trivial und wirksam diese Lösung erscheint, so schwierig ist es, sie in der Praxis umzusetzen und Abfall erst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Verpackung hält nun mal unsere Lebensmittel verpackt, Produkte erreichen das Ende ihrer Lebensdauer, Pakete können nicht unverpackt versendet werden. Die Liste ist lang an Dingen, die dazu beitragen, die Müllberge wachsen zu lassen.
Er muss es wissen, dass das Thema Mülltrennung oft schleißig behandelt wird. Schließlich holt er mit seinen Kollegen Martin und Günther an die zehn Tonnen Müll täglich ab. Müll aufwendig in einer Sortieranlage wieder zu trennen, verursacht große Unkosten, die bei sauberer Erst-Trennung viel geringer gehalten werden könnten. Und da es sich bei der Müllentsorgung um ein kommunales Gut handelt, zahlen am Ende alle diesen Mehraufwand.
Da die Trennung offensichtlich ein so wichtiger Schritt in einem ökologisch sinnvollen Entsorgungssystem ist entwickelt und testet die IKB fleißig weitere Konzepte, um diese zu fördern und zu vereinfachen. Einer dieser neuen Ansätze sind sogenannte Unterflursammelsysteme, welche langfristig die öffentlichen Sammelstellen ersetzen sollen. Das Interessante daran: Einerseits hilft das unterirdische Sammeln der Wertstoffe, Probleme wie Ungeziefer besser in den Griff zu bekommen. Andererseits gibt es einen fast schon überraschenden Nebeneffekt dieser „offenen“ Sammelstellen, der viel wichtiger ist. Die Exponiertheit der Sammelstellen animiert die Menschen besser und sauberer zu trennen. „Wenn wir in die Unterflurcontainer reinschauen, können wir feststellen, dass die Trennung bereits viel sortenreiner stattfindet als bei den alten Systemen,“ meint Johannes Wildner. Das liege seiner Ansicht daran, dass die Privatsphäre beim Falschtrennen wegfällt. Menschen sei das Nichttrennen zu peinlich, wenn sie beobachtet werden. Wildner zu Folge ergibt sich eine um 30 Prozent besserer Trennung beim neuen System. Fällt wohl auch unter die Kategorie trivial, aber äußerst wirksam wie die Müllvermeidung selbst.
Dass die Abholung der Wertstoffe anhand von Füllstandsensoren und allgemein viel größeren Containern, um einiges effizienter abläuft gehört ebenso zu den äußerst positiven Effekten.
Ein weiteres Problem, dessen Lösung die Abteilung Abfallwirtschaft vorantreibt, ist das Müllaufkommen bei Großveranstaltungen. Zu lange wurde dies laut Johannes Wildner ignoriert. Zu viele Stakeholder wie Gastronomie und Veranstalter, zu viele Menschen, zu unschönes Thema. Deshalb entschied sich die IKB für Anreize, anstatt für Strafen. Aufbauend auf einem individualisierten Müllkonzept für die jeweilige Veranstaltung wird sortenrein getrennter Müll honoriert. Sprich für jeden gut getrennten Müllsack wird ein äquivalenter Betrag von der Schlussrechnung wieder abgezogen. Kurz gesagt: Je mehr getrennt wird, desto weniger kostet das Müllmanagement. Dafür gibt es auch eigens gebrandete Müllcontainer seitens der IKB gestellt. „Das Wichtigste ist, dass Menschen klar erkennen können, wo welcher Müll reinkommt,“ meint Wildner. Trivial, aber wirksam. Schon wieder.
Die Tatsache, dass so vieles rund ums Thema Müll auf den ersten Blick trivial erscheint, aber in der Praxis dann doch viel Entwicklungsarbeit dahintersteckt, begleitet uns den gesamten Vormittag und begegnet uns immer wieder. Das schreckt die IKB dennoch nicht davor zurück, immer wieder neue Konzepte zu testen, zu erarbeiten, zu entwickeln und Gebetsmühlen-artig das Thema Abfall der Bevölkerung verträglich näherzubringen.
Zum Beispiel auch mit einem neuen Elektro-Müllauto, mit dem wir unterwegs waren und von dem die Arbeiter schwärmten. Auch, weil es den Menschen auffällt und dadurch mehr Anerkennung aus der Bevölkerung für diese wichtige Arbeit kommt.
Über ein kleines Dankeschön freuen sich diese hart arbeitenden Menschen, sie legen täglich zwischen zehn und 16 Kilometer zu Fuß zurück, natürlich auch.
Am meisten aber wohl über ordentliches Mülltrennen.