Energiesparende Lokführer*innen

Im Zug nach TIROL 2050

Andreas Fischler sitzt wie so üblich im Zug. Wir sitzen neben ihm. Den Großteil unserer Alltagswege versuchen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, weil wir aktiv zum Wandel hin zu einer nachhaltigen und effizienten Mobilität beitragen möchten. Heute wird uns aber eine besondere Ehre zu Teil. Andreas ist nämlich Triebfahrzeugführer der ÖBB und wir dürfen ihm in der Fahrerkabine über die Schulter schauen.

Erschienen: März 2016 / Lesedauer: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über öffentlichen Personennahverkehr

Sparsam aber günstig

Andreas hat ein Training für energiesparendes Fahren absolviert. Dabei hat er an einem Simulator, der den Führerstand nachstellt, gelernt mit den vorhandenen Ressourcen schonend umzugehen und trotzdem im Fahrplan zu bleiben.

„Bei unseren Energiespartrainings geht es vor allem darum, den Lokführer*innen beizubringen, im täglichen Betrieb möglichst wenig Energie zu verbrauchen.“

Roman Klecker, Teamleiter der fachlichen Bildung
von ÖBB-Lokführer*innen in Tirol

Im Training lernen die Lokführer*innen neben der effizienten Fahrtechnik, auch die Topographie der zu befahrenden Strecken energiesparend zu nutzen. „Ich dachte immer, ich würde meinen Zug bereits ziemlich effizient führen. Nach dem ersten Training am Simulator, habe ich aber gelernt, dass ich einige Bedienungen noch verbessern kann.“ Als Anreiz dafür hält die ÖBB einen bundesweiten Wettbewerb ab. Die effizientesten Simulator-Lokführer*innen,
sprich jene die am meisten Kilowattstunden einsparen,
werden prämiert.

Die richtige Technik

Auch auf der Strecke heute, kann Andreas durch gezieltes elektrisches Bremsen des Triebfahrzeuges Strom erzeugen, der in die Oberleitung rückgespeist wird. Mit der Energie die eine S-Bahn vom Brenner nach Innsbruck durch elektrisches Bremsen produziert, könnte dieser Zug von Innsbruck nach Kufstein fahren.

Energie einbremsen

„Auch, wenn die obersten Gebote immer Sicherheit und Pünktlichkeit sind, muss man bergab nicht auch noch Energie verschwenden, wenn durch Bedienen der elektrischen Bremse Energie erzeugt werden kann.“

Gut geplant

Der elektronische Buchfahrplan zeigt den Lokführer*innen zwei Varianten der Fahrplangeschwindigkeit an. Zum einen die jeweils maximal zulässige Fahrplangeschwindigkeit und zum anderen die energieoptimierte Geschwindigkeit. „Grundsätzlich reicht die energieoptimierte Geschwindigkeit des Buchfahrplans aus, um pünktlich anzukommen und so auch Energie zu sparen. Ist der Zug verspätet, fährt der*die Lokführer*in so lange mit der jeweiligen Maximalgeschwindigkeit, bis der Zug wieder pünktlich ist.“

Erwin Schranzhofer
Energieexperte der ÖBB in Tirol

Sparsamkeit vor Spaß

"Es ist verständlich, dass die Fahrgäste im Railjet nur darauf warten, dass am Fahrgastinformationssystem die 200 km/h-Marke geknackt wird. Allerdings haben wir bzw. auch unsere Lokführer*innen bei dieser Geschwindigkeit auch den Energiespargedanken im Hintergrund", erklärt Klecker.

Alles im Blick

Nach der abgeschlossenen Fahrt, werden die Lokführer*innen über eine App auf ihrem Diensthandy darauf hingewiesen, wie die betreffenden Fahrzeuge bei verschiedenen Außentemperaturen energiesparend abzustellen sind.

Gute Ergebnisse

Die ÖBB konnten in vier Jahren den jährlichen Energiebedarf ihrer Lokomotiven und Triebwagen um 64 GWh vermindern – das entspricht dem Jahresstrombedarf von über 18.000 Tiroler Haushalten. Zusätzlich werden durch die energiesparende Fahrweise pro Jahr zwei Millionen Liter Diesel und in Summe 10.000 Tonnen CO2 eingespart.

Bewusstseinsbildung

Die ÖBB tragen also aktiv zur Bewusstseinsbildung ihrer Mitarbeiter*innen in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz bei. „Der laufend stattfindende Dienstunterricht wird dafür verwendet, dass das Thema Energiesparen in den Köpfen der Lokführer*innen in Erinnerung gerufen und gefestigt wird.“

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