Erschienen: März 2025 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre Hier mehr über Mobilität
Die Frage wie wir uns in fortbewegen, beschäftigt uns mehr denn je. Vom Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge bis hin zu sanfter Mobilität mittels zu Fuß gehen, Radfahren und öffentlichem Verkehr. Diese (neuen) Arten der Fortbewegung werden spürbar vorangetrieben und schaffen neben großen Vorteilen allerdings auch einige Herausforderungen. Vor allem in ländlich geprägten Gebieten und Gemeinden stößt das Umdenken und Umstellen des Mobilitätsverhaltens in der Bevölkerung nicht immer nur auf Zuspruch.
Nichtsdestotrotz haben viele Tiroler Gemeinden längst verstanden, dass sowohl in Stadt und Land etwas getan werden muss, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Wir haben vier Tiroler e5-Gemeinden besucht und uns angeschaut, welche Initiativen, Bestreben und Pläne es für die Zukunft der Mobilität in Gemeinden gibt. Eines können wir vorwegnehmen: Da kommt wahrlich Bewegung rein!
Die e5-Stadtgemeinde Wörgl hatte lange ein Verkehrsproblem. Die meisten PKW und LKW mussten mitten durch die Stadt – die Hauptverkehrsader führte durch den schönsten Teil des Ortes. Verständlich, dass seitens der Stadtverwaltung und Bevölkerung schon länger ein Umdenken begonnen hat. Als einer der sichtbarsten Schritte wurde ein Teil der Innenstadt zur verkehrsberuhigten Begegnungszone erklärt – teilweise autofrei.
Die 15-Minuten-Stadt ist ein Stadtplanungskonzept, bei dem alle wichtigen Einrichtungen des täglichen Bedarfs, wie Supermärkte, Schulen, Ärzte und Erholungsplätze wie Parkanlagen, innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Ziel ist es, die Lebensqualität zu erhöhen, den Autoverkehr zu reduzieren und lebendige, nachbarschaftliche Gemeinschaften zu schaffen.
Gleichzeitig waren sich die Verantwortlichen bewusst, dass Beschränkungen und Verbote das aktuelle Mobilitätsverhalten nicht nachhaltig verändern. Für eine echte Veränderung müssen zusätzliche, attraktive Angebote für Mobilität geschaffen werden. Mit dem Bahnhof inklusive angeschlossenem Busbahnhof besteht ein zentraler Knotenpunkt. Zusätzlich wird der Ausbau von Radwegen ausgeweitet, um Kurzstrecken attraktiver und sicherer zu machen. Auch das Angebot für (E-)Carsharing wird stetig ausgebaut. Außerdem werden zahlreiche Bereiche in der Stadt entsiegelt, was die Aufenthaltsqualität dort erhöht.
Und das ist spürbar. Wer durch die Lienzer Innenstadt spaziert, der muss sich keine großen Gedanken über Autos machen – im Gegenteil, flanieren ist das Stichwort. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen begegnen sich hier umsichtig und auf Augenhöhe. Auch wenn das Autofahren nicht offiziell verboten ist – kaum jemand fährt mehr in die Innenstadt, denn zu Fuß und mit dem Fahrrad geht es einfacher, schneller und leichter. Autos sind hier klar im Nachteil. Diese Denkweise passt perfekt zu dem Fußgänger*innen-Konzept der Stadt, in dessen Rahmen auch ein spezieller Stadtplan für den Fußverkehr erstellt wurde.
Lienz, das ebenfalls Teil des e5-Programms für energieeffiziente Gemeinden ist, macht hier keineswegs halt und geht einen Schritt weiter. Erst kürzlich wurde der in die Jahre gekommene Bahnhof umfassend saniert und in die bestehende Begegnungszone integriert. Das Highlight: Eine Fahrrad-Unterführung die Lienz Nord und Süd verbindet, auf kurzem Weg zum Bahnhof führt und so dafür sorgt, dass Fahrradfahrende und Fußgänger*innen sicher und unkompliziert mobil sein können.
„Den Radwandertag organisieren wir in Kooperation mit den beiden Umlandgemeinden Bad Häring und Schwoich. Zudem bieten wir diverse kulinarische Zwischenstopps am Weg, sodass die Fahrt zum echten Highlight wird.“
Franz Hörmann
e5-Teamleiter Kirchbichl
Nicht nur in Städten, auch außerhalb der urbanen Zentren wird über die Zukunft der Mobilität nachgedacht. Die e5-Gemeinde Kirchbichl im Tiroler Unterland fördert zum Beispiel vermehrt den Radverkehr, indem einerseits dafür gesorgt wird, dass ausreichend Fahrradabstellanlagen – etwa beim Strandbad zur Verfügung stehen. Und andererseits auch mit Programmen wie dem „Radwandertag“, der bereits zum neunten Mal stattfand. So sorgen die Verantwortlichen der Gemeinde dafür, dass die Bevölkerung neue Mobilitätsangebote in einem gesicherten Rahmen ausprobieren und so Schritt für Schritt ein neues Mobilitätsverhalten etabliert werden kann.
Mutters, nahe Innsbruck, hat den Vorteil, dass die Stubaitalbahn der Innsbrucker Verkehrsbetriebe durchfährt und die Gemeinde mit insgesamt acht Haltestellen schon seit langer Zeit guten Anschluss an Innsbruck hat. Wer sich an die alte „Stubsi“, wie sie auch gern genannt wird, erinnert, weiß allerdings, dass sich der Weg nach Innsbruck oder zurück oft wie eine halbe Weltreise anfühlte. Das hat sich durch die Modernisierung glücklicherweise deutlich gebessert. Und das öffentliche Verkehrsmittel wird sehr gut angenommen. Die e5-Gemeinde ruht sich darauf aber nicht aus. Schon früh sorgte Mutters mit einem Zuschuss zum Klimaticket für Aufsehen, womit die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel aktiv gefördert und dadurch angekurbelt wird. Mit zusätzlichen Angeboten während der Europäischen Mobilitätswoche in Kindergarten und Schule, sorgt die Gemeinde bereits bei den Kleinen für eine Sensibilisierung für nachhaltige Mobilität.
Die Europäische Mobilitätswoche findet jedes Jahr vom 16. bis 22. September statt. Sie motiviert Gemeinden und Bürger*innen, nachhaltige Mobilität auszuprobieren – etwa zu Fuß gehen, Radfahren oder Öffis nutzen. Ziel ist, klimafreundliche Alternativen sichtbar zu machen und langfristig umweltbewusstes Mobilitätsverhalten zu fördern.
Das sind nur vier von unzähligen Tiroler Gemeinden, die die Bevölkerung tagtäglich dabei unterstützen, ihr Mobilitätsverhalten nachhaltig zu verändern. Natürlich kann das nur mit den Gemeindebürger*innen gelingen. Die grundlegenden Gedanken: Lieber mal das Auto stehen lassen. Sich nach Alternativen umsehen. Offen sein für Neues. Und den Wert der sanften Mobilität für die Gemeinschaft erkennen. Gerne auch öfters einfach mal zu Fuß gehen. Uns ist bewusst – es ist kein leichter Weg. Diese Initiativen zeigen aber: Es geht. Und es tut auch gar nicht weh. Im Gegenteil, meist lässt sich noch ordentlich Geld und Stress sparen.
Also: Let’s go!