Mobilität in Gemeinden

Da kommt Bewegung rein

Radfahren hält fit, Zufußgehen ist gesund und die Öffis bringen uns entspannt ans Ziel. Immer mehr Menschen möchten sich unkompliziert und klimafreundlich von A nach B bewegen. Deshalb wird es für Gemeinden immer wichtiger, die Bevölkerung mit durchdachten Mobilitätskonzepten zu unterstützen und so den Individualverkehr zu reduzieren. Wir haben uns in Tirol umgesehen und zeigen euch, wie Tiroler Gemeinden mit kreativen Ideen und Initiativen die Zukunft der Mobilität gestalten.

Erschienen: März 2025 / LESEDAUER: 5 Minuten / Erfahre Hier mehr über Mobilität

Die Frage, wie wir uns fortbewegen, beschäftigt uns mehr denn je. Der Wandel reicht vom Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge bis hin zur sanften Mobilität durch Zufußgehen, Radfahren und den öffentlichen Verkehr. Diese (neuen) Formen der Fortbewegung werden spürbar vorangetrieben und bringen neben großen Vorteilen auch einige Herausforderungen mit sich. Besonders in ländlich geprägten Regionen und Gemeinden stößt der Wandel im Mobilitätsverhalten der Bevölkerung nicht immer nur auf Zustimmung.

Nichtsdestotrotz haben viele Tiroler Gemeinden längst erkannt, dass sowohl in Stadt als auch auf dem Land gehandelt werden muss, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Wir haben vier Tiroler e5-Gemeinden besucht und uns angesehen, welche Initiativen, Bestrebungen und Pläne es für die Zukunft der Mobilität gibt. Eines können wir vorwegnehmen: Da kommt wahrlich Bewegung rein!

#1 Wörgl

Die e5-Stadtgemeinde Wörgl hatte lange mit einem Verkehrsproblem zu kämpfen. Der Großteil des PKW- und LKW-Verkehrs musste mitten durch die Stadt – die Hauptverkehrsader führte direkt durch den schönsten Teil des Ortes. Verständlich, dass sowohl die Stadtverwaltung als auch die Bevölkerung schon seit Längerem ein Umdenken eingeleitet haben. Ein sichtbarer Meilenstein dieses Wandels war die Umgestaltung eines Teils der Innenstadt zur verkehrsberuhigten Begegnungszone – teilweise sogar autofrei.

„Speziell im Bereich der Raumordnung achten wir darauf, das 15-Minuten-Stadt-Prinzip umzusetzen. Das fördert nicht nur nachhaltige Mobilität, sondern trägt auch dazu bei, die Lebensqualität zu steigern“, erklärt Melanie Partoll, Leiterin des städtischen Bauamtes.

15-Minuten-Stadt-Prinzip

Die 15-Minuten-Stadt ist ein Stadtplanungskonzept, bei dem alle wichtigen Einrichtungen des täglichen Bedarfs – darunter Supermärkte, Schulen, Arztpraxen und Erholungsräume wie Parkanlagen – innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Ziel ist es, die Lebensqualität zu steigern, den Autoverkehr zu reduzieren und lebendige, nachbarschaftliche Gemeinschaften zu fördern.

Gleichzeitig war den Verantwortlichen bewusst, dass Beschränkungen und Verbote das aktuelle Mobilitätsverhalten nicht nachhaltig verändern. Für eine echte Transformation müssen zusätzliche, attraktive Mobilitätsangebote geschaffen werden. Mit dem Bahnhof und dem angeschlossenen Busbahnhof gibt es bereits einen zentralen Knotenpunkt. Zudem wird das Radwegenetz weiter ausgebaut, um Kurzstrecken attraktiver und sicherer zu gestalten. Auch das (E-)Carsharing-Angebot wird kontinuierlich erweitert. Darüber hinaus werden zahlreiche Bereiche in der Stadt entsiegelt, was die Aufenthaltsqualität erheblich steigert.

Auch wenn die Umsetzung eines zukunftsweisenden Mobilitätskonzepts in Wörgl noch nicht abgeschlossen ist, befindet sich die mit fünf e’s ausgezeichnete Stadt auf dem richtigen Weg. Und die Bevölkerung weiß das zu schätzen: Die Stadt wird ruhiger, attraktiver und lädt wieder mehr zum Verweilen ein.

#2 Lienz

„Wir wollen Fußgänger*innen in der Innenstadt mehr Platz einräumen und setzen daher auf Fußgänger- und Begegnungszonen“, erklärt Bürgermeisterin Elisabeth Blanik das Lienzer Konzept für eine neue Mobilität.

Und das ist spürbar. Wer durch die Lienzer Innenstadt spaziert, muss sich keine großen Gedanken über Autos machen – im Gegenteil: Flanieren ist das Stichwort. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen begegnen sich hier umsichtig und auf Augenhöhe. Auch wenn das Autofahren nicht offiziell verboten ist, fährt kaum noch jemand in die Innenstadt – zu Fuß oder mit dem Fahrrad geht es einfacher, schneller und bequemer. Autos sind hier klar im Nachteil. Diese Denkweise fügt sich perfekt in das Fußgänger*innen-Konzept der Stadt ein, in dessen Rahmen auch ein spezieller Stadtplan für den Fußverkehr entwickelt wurde.

Österreich zu Fuß

„Willst du mit mir gehen“ ist eine Initiative zur Förderung des Zufußgehens im Alltag. Ihr Ziel ist es, das Gehen als wichtige Mobilitätsform sichtbarer zu machen und Menschen dafür zu begeistern. Zudem unterstützt die Initiative Gemeinden bei Projekten, die die Gehfreundlichkeit verbessern.

„Wir haben hier ein echtes Mobilitätszentrum geschaffen – mit angeschlossenem Busbahnhof, barrierefreiem Zugang und einer Radunterführung“, erklärt Gerlinde Kieberl, e5-Teamleiterin in Lienz.

Lienz, das ebenfalls Teil des e5-Programms für energieeffiziente Gemeinden ist, macht hier keineswegs halt – im Gegenteil, die Stadt geht noch einen Schritt weiter. Erst kürzlich wurde der in die Jahre gekommene Bahnhof umfassend saniert und in die bestehende Begegnungszone integriert. Das Highlight: eine Fahrradunterführung, die Lienz-Nord und Lienz-Süd verbindet, auf direktem Weg zum Bahnhof führt und dafür sorgt, dass Radfahrende und Fußgänger*innen sicher und unkompliziert mobil sein können.

„Den Radwandertag organisieren wir in Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden Bad Häring und Schwoich. Zudem laden verschiedene kulinarische Zwischenstopps entlang der Strecke dazu ein, die Fahrt zu einem echten Highlight zu machen.“

Franz Hörmann
e5-Teamleiter Kirchbichl

#3 Kirchbichl

Nicht nur in Städten, sondern auch außerhalb der urbanen Zentren wird intensiv über die Zukunft der Mobilität nachgedacht. Die e5-Gemeinde Kirchbichl im Tiroler Unterland setzt verstärkt auf den Radverkehr, indem sie einerseits dafür sorgt, dass ausreichend Fahrradabstellanlagen – etwa beim Strandbad – zur Verfügung stehen, und andererseits Programme wie den „Radwandertag“ fördert, der bereits zum neunten Mal stattfand. So schaffen die Verantwortlichen der Gemeinde Möglichkeiten, damit die Bevölkerung neue Mobilitätsangebote in einem sicheren Rahmen ausprobieren und Schritt für Schritt ein neues Mobilitätsverhalten entwickeln kann.

#4 Mutters

Mutters, nahe Innsbruck, profitiert von der Stubaitalbahn der Innsbrucker Verkehrsbetriebe, die mit insgesamt acht Haltestellen seit Langem eine gute Anbindung an die Landeshauptstadt bietet. Wer sich an die alte „Stubsi“, wie sie liebevoll genannt wird, erinnert, weiß allerdings, dass sich die Fahrt nach Innsbruck oder zurück früher oft wie eine halbe Weltreise anfühlte. Dank der Modernisierung hat sich das glücklicherweise deutlich verbessert – und das öffentliche Verkehrsmittel wird heute sehr gut angenommen. Die e5-Gemeinde ruht sich darauf jedoch nicht aus. Schon früh sorgte Mutters mit einem Zuschuss zum Klimaticket für Aufsehen, wodurch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel aktiv gefördert und weiter vorangetrieben wird. Mit zusätzlichen Angeboten während der Europäischen Mobilitätswoche in Kindergarten und Schule sensibilisiert die Gemeinde bereits die Jüngsten für nachhaltige Mobilität.

„Durchschnittlich 17 € pro Einwohner*in fördert die Gemeinde in verschiedene Energie-, Mobilitäts- und Klimaschutzmaßnahmen – ein absoluter Spitzenwert in Tirol“, erklärt Daniela Pfurtscheller, e5-Teamleiterin in Mutters.

Europäische Mobilitätswoche

Die Europäische Mobilitätswoche findet jedes Jahr vom 16. bis 22. September statt. Sie motiviert Gemeinden und Bürger*innen, nachhaltige Mobilität aktiv auszuprobieren – sei es zu Fuß, mit dem Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ziel ist es, klimafreundliche Alternativen sichtbarer zu machen und langfristig ein umweltbewusstes Mobilitätsverhalten zu fördern.

Quo vadis?

Das sind nur vier von unzähligen Tiroler Gemeinden, die die Bevölkerung tagtäglich dabei unterstützen, ihr Mobilitätsverhalten nachhaltig zu verändern. Doch dieser Wandel gelingt nur gemeinsam mit den Gemeindebürger*innen. Die grundlegenden Gedanken: Das Auto öfter stehen lassen. Nach Alternativen suchen. Offen sein für Neues. Und den Wert der sanften Mobilität für die Gemeinschaft erkennen. Warum also nicht einfach mal öfter zu Fuß gehen?

Wir wissen: Es ist kein leichter Weg. Doch diese Initiativen beweisen, dass es möglich ist – und dass es sich lohnt. Denn oft spart man nicht nur Stress, sondern auch noch ordentlich Geld.

Also: Let’s go!

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