Erschienen: 2016 / LESEDAUER: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über Sonnenenergie
Seit über 20 Jahren arbeitet die Familie Sonnweber auf ihrem Reaß’nhof und konnte sich über die Jahre zu einem für höchste Qualität bekannten Direktvermarktungsbetrieb etablieren. „Mein Mann und ich haben den Hof von meinen Schwiegereltern übernommen. Damals gab es hier nicht viel. Ein paar Kühe, das war‘s“, erinnert sich Andreas‘ Mutter, Roswitha Sonnweber. „Unser Ziel war es, von dem Leben zu können, was der Hof hergibt. Mit ein paar Einstrichen und etwas Mut gelang uns das schon nach wenigen Jahren.“
Roswitha begann Butter und Joghurt herzustellen und vertrieb es am Bauernmarkt, ihr Mann Peter brannte Schnaps, aus dem Obst, das im Garten wuchs. Bald kamen hausgemachter Speck, Kaminwurzen,
Käse und Eier hinzu. „Die Leute am Markt, aber auch Hotels in der Umgebung waren begeistert von unserem Angebot. Das bestärkte uns darin weiterzumachen.“
Doch vor ein paar Jahren, musste die Familie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als Andreas‘ Vater plötzlich verstarb. Andreas, der immer schon im Betrieb mithalf, stand vor einigen schwierigen Entscheidungen. Die meisten Anlagen am Hof waren sanierungsbedürftig. Kurzerhand übernahm er den Betrieb und zudem wurde die Idee geboren eine PV-Anlage zu errichten.
„Auf nicht mehr als einem Fresszettel, notierte ich mir geschätzte Kosten für Material und einen möglichen Zeitplan. Damit ging ich zur Bank“, lacht Andreas. „Anfangs hatten viele große Zweifel, nichtsdestotrotz ließ ich mich von meiner Vision nicht abbringen.“ Andreas schaffte es in die Förderschiene des Landes und konnte auf die Unterstützung der Bezirkslandwirtschaftskammer Imst zurückgreifen. „In Eigenregie haben wir dann alles Mögliche abmontiert, vermessen, betoniert, neu montiert, Rundhölzer „geschepst“ (entrindet) und eine 145 kWpeak PV-Anlage installiert.“
Mutter Roswitha erinnert sich: „Ich bin alles andere als schwindelfrei. Ich stand auf diesem Dach und mir war angst und bange. Aber die Familie musste zusammenhalten und das hat sie getan – und vielleicht war dieses Projekt auch notwendig, um das was passiert war aufzuarbeiten."
„Tagsüber hatte man keine Zeit Trübsal zu blasen und abends fiel man so müde ins Bett, dass man sich nicht in unnötige Gedanken über warum und weshalb verfangen konnte.“
Nach ein paar Monaten, vielen Stunden Arbeit und wenig Schlaf hatten es die Sonnwebers geschafft. „Wir können uns jetzt selbst mit Strom versorgen, der Rest wird ins Netz eingespeist und an unserer E-Tankstelle gratis zur Verfügung gestellt“, freut sich Andreas. Anfangs sorgte diese E-Tankstelle für Gelächter. Wozu bräuchte der Sonnweber eine E-Tankstelle, fragten sich viele im Dorf. Andreas hatte eine Antwort parat:„Der Strom den wir hier beziehen, ist gratis. Die Sonne schickt uns keine Rechnung. Die E-Mobilität wird in ein paar Jahren nicht mehr wegzudenken sein."
Über die Tankstelle lerne ich Leute kennen, die heute schon bewusst auf eine nachhaltige Form der Mobilität umgestellt haben. Diese lassen mich aktiv daran teilhaben, auch wenn ich selbst noch kein eigenes E-Auto habe. Die Betonung liegt auf noch“, schmunzelt Andreas. „Zudem kehren die meisten die hier tanken auch bei uns im Hofladen ein. Das ist also ein Geben und Nehmen“, fügt Roswitha hinzu. Der Großteil der E-Mobilisten seien Touristen, „und davon gibt es hier genug“.
Die Sonnwebers verwenden Strom laut eigenen Angaben jetzt bewusster: „Warum müssen wir Strom von irgendwoher beziehen, wenn der heimisch produzierte genauso zuverlässig ist?“, fragt sich Roswitha. „Es ist immer schön, wenn man morgens aufsteht und die Sonne scheint. Mein erster Gedanke geht dann aber an die nach oben schnellende Leistungsanzeige am Wechselrichter, die mir bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben“, schließt Andreas ab.
Was die Familie Sonnweber hier geschaffen hat, ist bestens durchdacht. Ein echtes Zukunfts- und Vorzeigeprojekt für TIROL 2050 energieautonom!
Energie- und Agrarlandesrat Josef Geisler