Repair Cafés

Reparieren > Wegwerfen

Michaela Brötz aus Pill sitzt am Schreibtisch. Die Leiterin der Erwachsenenschule in Pill ist mit einem deutlichen Rücklauf bei klassischen Bildungsfeldern wie Sprachen oder Computerschulungen konfrontiert. Deshalb macht sich Michaela auf die Suche nach neuen brauchbaren und umsetzbaren Konzepten für das Community Learning.

Erschienen: 2016 / Lesedauer: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über Konsum

Repaired by

Michaela freut sich, dass sie das Tiroler Bildungsforum, zu dem auch die Erwachsenenschulen gehören, als Träger für die Repair Cafés in Tirol gewinnen konnte. Unterstützung gibt es zudem vom Abfallwirtschaftsverband Tirol Mitte (ATM) und dem Land Tirol. „Die Leute wollen ihre kaputten Dinge reparieren oder einfach mehr über Technik lernen. Vor allem aber bin ich mir auch sicher, dass die überwältigende Mehrheit der Tiroler die Wegwerfmentalität verabscheut – egal ob jung oder alt.“

„Dabei bin ich beim Thema Repair Cafés hängen geblieben und was als lokale Veranstaltung in Pill geplant war, hat sich binnen kürzester Zeit zu einem ‚Tsunami‘ entwickelt, der über Tirol geschwappt ist. In nur zwei Jahren haben wir 80 Cafés durchgeführt, 40 Gastgeber*innen und fast 500 Freiwillige für die Sache begeistern können.“

Wegwerfen als letzte Option

Ein Problem sieht Michaela darin, dass Konsument*innen mit ihren defekten Gegenständen und dem Problem des Wegwerfens alleine gelassen werden. Mit den Repair Cafés will sie das ändern. Über das dadurch geschaffte Netzwerk sollen Bürger*innen wieder mehr Bezug zu ihren Habseligkeiten bekommen und den wahren Wert eines Produktes wieder besser einschätzen lernen. „Was ich selbst geflickt habe, werfe ich nicht so schnell wieder weg.“ Den Kampf gegen die Konsum- und Wegwerfgesellschaft führt Michaela schon länger. Im Jahr 2000 startete sie die Website „Der Knauserer“. Dort erscheinen regelmäßig Artikel, Tipps und Tricks zu konsumreduzierten Lebensstilen, die mehr Raum für das Wesentliche lassen.   Diese Affinität zur Sparsamkeit entstand bei Michaela während des Studiums.

„Was ich selbst geflickt habe, werfe ich nicht so schnell wieder weg.“

„Damals war bei mir Geld Mangelware. Dennoch war diese fast geldlose Zeit eine sehr glückliche. Alle haben mir vororakelt, dass ich bald gutes Geld verdienen werde und mir endlich alles leisten kann, was ich will. Da habe ich geistig die Bremse getreten und mir gesagt: Warum? Ich will nichts ändern.“ Neben Repair Cafés und „Der Knauserer“ hat Michaela mehrere kleinere Projekte laufen. So installierte sie im vergangenen Jahr eine Saatguttauschbox im Foyer der Gemeinde Pill. In einer kleinen Holzkiste können Leute Saatgut deponieren und mitnehmen. Ähnlich funktioniert ihr Bücherschrank am Piller Dorfplatz.

Jeder Beitrag zählt

Michaela hat erkannt, dass zur Energieautonomie nicht nur die Förderung erneuerbarer Energiequellen gehört, sondern vor allem auch das Finden von nachhaltigen Energiesparkonzepten. „Ich befürchte, dass eine Konsumreduktion in diesem Zusammenhang mehr als überfällig ist.“ Sie weiß welchen Einfluss das Konsumverhalten eines jeden Einzelnen auf Umwelt, Arbeitsbedingungen und Gesundheit haben kann. „Das Argument ‚ich alleine kann nichts bewirken‘ gilt für mich überhaupt nicht. Die Veränderung hin zu einem nachhaltigen Lebensstil, der umwelt-, sozial- und gesundheitsverträglich ist, beginnt bei dem einzigen Menschen, den ich aktiv verändern kann: bei MIR.“

Wegwerfen als letzte Option

Leuten die selbst ehrenamtlich aktiv werden möchten, rät sie sich an das Tiroler Bildungsforum (TBF) zu wenden. Von der Mitarbeit in der Erwachsenenschule bis hin zur Mithilfe in der Ortschronik oder bei der Initiative Natur im Garten, gibt es viele Möglichkeiten des Engagements. Auch die neu geschaffenen Freiwilligenzentren im Land bieten eine Vielzahl von ehrenamtlichen Betätigungsfelder an. Interessierte Gastgeber*innen und Expert*Innen können sich bei Michaela melden und bei den nächsten Terminen des Repair Cafés einen ersten Eindruck bekommen. In Zukunft möchte Michaela die Repair Cafés weiter streuen und qualitativ verbessern. „Vor allem im Oberland würden wir gerne noch ein wenig wachsen. Wie allen unseren Gastgeber*innen würden wir engagierten Gruppen von dort, mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

 In Zukunft möchte Michaela die Repair Cafés weiter streuen und qualitativ verbessern.

Du willst keine Geschichte mehr verpassen?

Dann melde dich hier zu unserem Newsletter an.