Familie Floriani

Aufgeweckt

Stell dir vor, du verwandelst ein altes, vergessenes Haus in ein lebendiges Zuhause für mehrere Generationen. Genau das haben Miriam und Matthias Floriani im Herzen von Silz gemacht. Die beiden haben sich an dieses ehrgeizige Projekt gewagt. Erfahre, wie sie es geschafft haben, aus einem baufälligen Gebäude ein nachhaltiges und durchdachtes Heim zu schaffen.

Erschienen: September 2024 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Energieeffizienz

Was, wenn du nicht einfach in irgendeinem Zuhause leben möchtest? Wenn es etwas Besonderes sein soll? Und wenn du dieses neue Zuhause auch noch so gestalten möchtest, dass es zum Generationenhaus wird? Klingt im ersten Moment nach viel Arbeit. Ist es auch – aber zum Glück gibt es Menschen, die solch eine Herausforderung annehmen und so dafür sorgen, dass oft vergessene alte Gebäude neu belebt werden. So geschehen in Silz bei der Familie Floriani, welche wir für diese Geschichte besuchen durften.

Miriam und Matthias Floriani haben mitten in Silz an der Hauptstraße ein solches Projekt kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie gestartet. Im Nachhinein ein Glücksfall, da die nun junge Familie mehr Zeit hatte, selbst auf der Baustelle Hand anzulegen. Miriam und Matthias nutzten die Ruhe, um ein durchdachtes Konzept zu erarbeiten. Warum das in diesem Fall so wichtig war? Das Haus bietet mehr Wohnfläche, als die junge Familie selbst benötigt und war zusätzlich noch in einem desolaten Zustand. Der eine oder die andere Gemeindebewohner*in verfolgte den Umbau gespannt mit, steht das Haus doch auffallend mitten im Ortskern von Silz.

„Es ist schon besonders, wenn du dann fertig bist und weißt, das haben wir selbst geschafft.“

Matthias Floriani

Grund mehr zu zeigen, was möglich ist, dachten sich die Bauleute. Vorbild zu sein für die vielen weiteren leerstehenden alten Häuser, die es hier im Dorf und natürlich generell gibt, war ein extra Ansporn für die beiden. Miriam und Matthias haben jedenfalls gezeigt, was alles möglich ist. Wer das sanierte Haus betritt, bemerkt schnell, dass die beiden einen guten Geschmack und viel Gefühl für Wohnraum haben. Das sorgt auch dafür, dass die Familie nach der Sanierung viel Zuspruch im Dorf erhält. Und auch uns gefällt, dass das Haus nach ihren ganz persönlichen Vorstellungen umgebaut wurde. Toll, wenn das dann auch bei den Menschen im Ort so gut ankommt.

Das Konzept

Zurück zum Haus. An sich hatte das Gebäude eine gute Bausubstanz, war ein klassisches bürgerliches Haus mit mehreren Einheiten und straßenseitig diversen Gewerbetreibenden. Um trotzdem ordentlich bewohnbar zu werden, musste aber einiges geschehen. Hier holten sich die Florianis einen, wie sie selbst sagen, sehr geduldigen Architekten an die Seite. In unzähligen Abstimmungsrunden unterstützte er bei der Planung und ist neben der Familie mitverantwortlich dafür, dass das Haus eine Art Generationenhaus werden konnte. Ausschlaggebend dafür ist die Tatsache, dass das Gebäude aktuell in einen großen Teil und zwei kleinere Wohnungen aufgeteilt ist, um die aktuellen Wohnbedürfnisse der Florianis widerzuspiegeln. „Ganz allein wäre uns das Haus viel zu groß“, meinen sie. Und so kommt es, dass neben der Familie zwei Mieter*innen in den Wohnungen ein Zuhause gefunden haben.

Der Plan

Zukünftig ist so Platz für den volljährigen Nachwuchs. Und das Besondere daran: Die derzeit vermieteten Wohnungen können erweitert werden, indem Wohnraum von der großen Einheit wegfällt, welche momentan von der gesamten Familie genutzt wird. „Wir können uns im Alter verkleinern und dem Nachwuchs mehr eigenen Raum geben, wenn es gewollt ist“, meint Miriam. Klingt so einfach, ist aber leider immer noch eine Besonderheit und selten, dass zukünftige Entwicklungen bereits bei der Planung mitgedacht werden. Nämlich so, dass der Wohnraum auch wirklich eigenständig ist und ohne große Eingriffe geändert werden kann. Und wenn es nicht so kommt wie geplant? Na, dann werden die Einheiten eben weiterhin vermietet. Auch gut, Hauptsache der verfügbare Wohnraum wird genutzt!

Die Bauphase

Anstrengend, aufregend, schön und trotzdem sind die Bauleute froh, dass sie vorbei ist. Aber machen würden es die beiden trotzdem noch einmal genauso. „Es ist schon besonders, wenn du dann fertig bist und weißt, das haben wir selbst geschafft,“ meint Matthias. „Und vor allem dann, wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist und dir bis jetzt auch im Alltag keine groben Fehlentscheidungen aufgefallen sind,“ ergänzt Miriam. Das wird wohl auch daran liegen, dass sich die beiden genügend Zeit für die Planung ließen. Um alle Eingriffe am Gebäude ausführlich zu besprechen, würden wir den Rahmen dieser Geschichte sprengen. Deshalb lass wir die Bilder des neuen Zuhauses der Familie Floriani sprechen.

Die Technik

Hervorgehoben werden soll hier dennoch, dass das Haus nicht nur optisch enorm aufgewertet wurde. Es wurde auch auf den energetisch modernsten Stand gebracht. Mit einer thermischen Fassadensanierung, Wärmepumpe, Komfortbelüftung und Photovoltaikanlage. Um nur ein paar Dinge zu nennen. Mit der Wiederbelebung des alten Hauses leistet die Familie nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zum Erreichen der energiepolitischen Ziele von TIROL 2050 energieautonom, indem sie Ressourcen weiterverwenden und dazu ihren Eigenverbrauch mit Energie aus erneuerbaren Energieträgern selbst decken. Zusätzlich gehen Miriam und Matthias mit gutem Beispiel für zahlreiche Tiroler*innen voran, indem sie zeigen welches positive Endergebnis eine Sanierung bringt – für die Hausbewohner*innen und die Energiewende in Tirol.

Was kannst du mitnehmen?

Als wir die Familie Floriani treffen, merken wir kaum mehr etwas von dem enormen Aufwand, den sie in ihren neuen Lebensmittelpunkt gesteckt haben. Manchmal, wenn sie von der Bauphase sprechen, kommt ein bisschen heraus, dass sie doch froh sind, dass es geschafft ist. Die Freude, hier etwas Eigenes zu haben, dass nicht nur den Dorfkern wiederbelebt hat, sondern gleichzeitig für die noch junge Familie ein Zuhause auf lange Zeit bietet, überwiegt aber deutlich. Dieses Gefühl wäre wohl nicht so stark, wäre einfach nur neu gebaut geworden. Wir sehen es immer wieder bei renoviertem Altbestand, dass die Bauleute einen ganz besonderen Stolz verspüren und eine besondere Beziehung zu ihrem neuen Zuhause haben. Es fühlt sich einfach gut an, Teil dieses intensiven Verwandlungsprozesses zu sein und am Ende zu sehen, dass es möglich ist, aus etwas Altem etwas Neues zu schaffen. Denn das Gefühl, alten Gemäuern neues Leben eingehaucht zu haben, ist etwas ganz Besonderes.

Sollte also bei einem oder einer unserer Leser*innen auch ein Bauprojekt anstehen, empfehlen wir sich mit der Sanierung von Altbestand auseinanderzusetzen. Denn auch wenn viele aufgrund des schlechten Rufs von Sanierungsvorhaben vor diesen zurückschrecken, entsteht gerade dann oft etwas wirklich Besonderes. Und der extra Aufwand? Da glauben wir gerne einfach den Florianis, wenn sie sagen, sie würden es wieder tun.

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