Erschienen: 2019 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Sonnenenergie
„Einige unserer Bierspezialitäten werden mit Zutaten aus biologischem Anbau gebraut. Damit werden jährlich rund 12.000 Kilogramm an Herbiziden und Pestiziden eingespart“, erläutert Geschäftsführer Martin Lechner.
Die „Fisser Imperial Gerste“ kommt zum Beispiel zu 100 % aus Tirol, andere Zutaten zum größten Teil aus Österreich. Rückstände von Glyphosat, wie sie in anderen Fällen gemeldet wurden, werden zum Wohle unserer Gesundheit von Haus aus vermieden.
„Und als Brauwasser steht uns kristallklares, nicht aufbereitetes Quellwasser aus den umliegenden Bergen zur Verfügung.«
eine gute Portion Innovations-geist und Mut
Für eine funktionierende Brauerei werden aber nicht nur Gerste, Hopfen, Malz und Wasser benötigt, sondern auch eine gute Portion Innovationsgeist und Mut. Denn die Investitionen, die Lechner im Familienbetrieb der 16. Generation tätigt, haben teilweise Amortisationszeiten von bis zu 25 Jahren. „Für uns als Mittelständler ist es wichtig, sich nachhaltig und qualitätsbewusst aufzustellen, denn in den Stückkosten können wir nicht mithalten mit der Großindustrie. Wir sind nicht Shareholder-Value-getrieben, sondern von unserer Regionalitäts‐ und Nachhaltigkeitsphilosophie bestimmt“, so der Unternehmer.
„Wir waren 2012 die dritte Brauerei weltweit, die Abwärme aus den eigenen Prozessen nutzen konnte“, erinnert sich Lechner sichtbar stolz. Beim Bierbrauen werden große Wassermengen mit Malz vermischt, immer wieder aufgekocht und abgekühlt. Mit der dabei gewonnenen Abwärme kann das frische Brauwasser wieder auf bis zu 50 Grad erhitzt werden.
„So verbrauchen wir deutlich weniger Energie als im konventionellen Betrieb, es ergeben sich Einsparungen von über 30 Prozent Wärme und über 34 Prozent Strom. Und auch die Menge an Abwasser wird dadurch deutlich reduziert“, erläutert der Geschäftsführer.
Eine weitere Innovation war die CO2 Rückgewinnungsanlage. CO2 ist für Bierbrauereien ein anspruchsvolles Thema: Im Gärungsprozess entstehen große Mengen davon, die entweichen und aufgefangen werden müssen. Im weiteren Produktionsverlauf wird jedoch wieder CO2 in höchster Reinheit benötigt, denn Sauerstoff ist nicht gut fürs Bier und muss vor dem Abfüllen verdrängt werden. Das CO2 aus dem Gärungsprozess wird daher von der Anlage aufgefangen und dann nochmals zur Reinigung der Bierflaschen verwendet - so muss kein CO2 zugekauft werden.
Zur Kreislaufwirtschaft tragen auch die umweltfreundlichen Etiketten bei. Müssen konventionelle Etiketten wegen einer Alubedampfung als Sondermüll entsorgt werden, kann das Papier im Zillertal nun nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit auch direkt in Schlitters kompostiert werden. Bei der Produktion fällt zudem praktisch kein Abfall an: Die Bauern der Umgebung holen die Rückstände aus dem Brauprozess als Futtermittel ab, alte Kronkorken werden recycelt und Bruchglas von Swarco zur Produktion von Verkehrsleitsystemen genutzt.
Mit mittlerweile 200 Kilowatt Leistung erstreckt sich die Anlage über mehrere Hallendächer
Und vor allem war auch die im März 2017 installierte Photovoltaikanlage ein weiterer großer Schritt in Richtung Energieautonomie. Mit mittlerweile 200 Kilowatt Leistung erstreckt sich die Anlage über mehrere Hallendächer. Der Zusatzbedarf wird als zertifizierter Ökostrom von der TIWAG bezogen. „Dadurch sind wir unserem Ziel, ein CO2-neutraler Betrieb zu werden, wieder ein großes Stück näher gekommen“, freut sich Martin Lechner.
„Die Photovoltaik‐Anlage auf dem Dach unserer Brauerei, der Bezug von 100% Ökostrom und die betriebseigene Kohlensäurerückgewinnung sparen jährlich rund 750.000 Kilogramm CO2 ein. Anders ausgedrückt: Dafür müsste man ca. 18.750 Bäume pflanzen“, rechnet Lechner vor. Bei der Dekarbonisierung des Fuhrparks gibt es noch viel zu tun, aber auch damit beschäftigt sich Zillertal Bier: „Wir bleiben in der Region, in einem Umkreis von circa 150 Kilometern und schauen aufmerksam was sich am Markt tut. Man kann nicht beeinflussen, was sonst überall auf der Welt geschieht, aber das Ziel des Landes, bis 2050 energieautonom zu werden, sollte man schon erreichen!“
Das aktuell noch zum Heizen genutzte Gas könnte langfristig ebenfalls durch Fernwärme ersetzt werden, Vorbilder gibt es bereits. „Wir lassen uns von einer Gruppe engagierter Brauereien inspirieren“, lässt Martin Lechner sich über die Schultern blicken. „Dieser Austausch ist wichtig.“